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Gesichter der Gewalt

Startbild des Kurzfilms "Zeichen" der Dokuserie "H24" aus der arte Mediathek: eine Frau steht im Bus
Foto: www.arte.tv/de/videos/RC-021432/h24/

"H24" – 24 Frauen, 24 Mal gewaltiges Kurz-Kino

Mit der Dokumentarserie „H24“ präsentiert der Fernsehsender arte in seiner Mediathek – und nur dort – ein absolut sehenswertes Mosaik aus 24 Kurzfilmen von alltäglicher Anmache bis hin zu schlimmsten Konsequenzen nach Übergriffen.

Dabei basiert jeder einzelne Film auf wahren Begebenheiten und spielt mit Perspektiven.

24 Überlebensheldinnen rufen dazu auf, das Schweigen zu brechen.

Am 25.11. ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Das Bundesfrauen­ministerium veröffentlichte gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt anlässlich dieses Tages die Auswertung zu Gewalt in (Ex)Partnerschaften für das Jahr 2020. Die Zahl der durch (Ex)Partner getötete Frauen ist auf 139 gestiegen.

Zusätzlich schätzt eine aktuelle Studie des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) die Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt in der EU auf 366 Milliarden Euro pro Jahr. Die gesellschaftlichen Folgekosten von häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Frauen belaufen sich für Deutschland demnach auf ca. 54 Milliarden Euro pro Jahr,

das ist die unglaubliche Summe von 148 Millionen Euro pro Tag.

All diese Zahlen zeigen, um was für ein gravierendes gesellschaftliches Problem es sich bei Gewalt gegen Frauen handelt. Die Fälle in der PKS sind nur die bei der Polizei angezeigten Fälle. Gewalt gegen Frauen kostet die Gesellschaft jährlich mehr als die Folgen von Verkehrsunfällen.

Laut der EIGE-Studie werden die unterschiedlichen Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt in der EU aufgeschlüsselt: Die größten Kosten werden durch physische und emotionale Auswirkungen (56 %) verursacht, gefolgt von Kosten für die Justiz (21 %) und verlorener Wirtschaftsleistung (14 %) der Betroffenen. Andere Kosten entstehen durch Krankenbehandlungen, Kinderschutz und weitere soziale Folgen.

Auch für die Betroffenen kann die Gewalt teuer sein, wenn sie z.B. umziehen müssen oder eine Scheidung bezahlen. Daraus resultiert ein hohes Armutsrisiko für Frauen.

Nur ein verschwindend geringer Teil der jährlichen 54 Milliarden an gesellschaftlichen Folgekosten von häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Frauen wird für die staatliche Finanzierung von Unterstützungsangeboten aufgewendet.

Dabei sind diese das wichtigste Instrument, um die Gewalt langfristig zu reduzieren und das Leiden der Betroffenen zu beenden. Für von Gewalt betroffene Frauen sind Fachberatungsstellen der Schlüssel zum Hilfesystem. Sie beraten Betroffene, Bezugspersonen und Fachkräfte, sie unterstützen in Krisen, bieten Wissensvermittlung und Prävention.

Fachberatungsstellen unterstützen auch Frauen, die von schwerer Gewalt und Tötungsversuchen betroffen sind und sorgen für mehr Sicherheit. Um Tötungen zu verhindern, braucht es klar abgestimmte Maßnahmen und Kooperationen vor Ort von allen Unterstützer*innen. Dazu veröffentlicht der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt (bff) am 25.11. ein umfangreiches Best-Practices-Handbuch sowie Erklärvideos zum Thema hochgefährdete Frauen mit Beraterinnen aus der Praxis.

Um die Gewalt und ihre Folgekosten langfristig zu reduzieren, muss die Istanbul-Konvention des Europarates vollständig umgesetzt werden. Sie verlangt eine staatliche Gesamtstrategie zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt. Und sie verlangt ausreichend Geld im Unterstützungssystem.

Wir hoffen sehr, dass angesichts dieser erschreckenden Zahlen die Politik aufwacht und die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt ganz nach oben auf die politische Agenda setzt.